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Preprints: Frühzeitige Verfügbarmachung wissenschaftlicher Ergebnisse. Was gibt es hier Wissenswertes?

Umgang mit Preprints

Preprints als Vorabveröffentlichungen von Ergebnissen vor einer Begutachtung werden mittlerweile in den lebenswissenschaftlichen Disziplinen als Teil der wissenschaftlichen Kommunikation anerkannt.

Wenngleich viele Zeitschriften eine Vorab- oder Parallelveröffentlichung von eingereichten Manuskripten als Preprint akzeptieren, sollten Autor:innen sich im Vorhinein erkundigen, unter welchen Bedingungen dies möglich ist. Informationen – unter anderem zur Preprint-Policy von Zeitschriften – finden sich auf den Plattformen TRANsparency in Scholarly Publishing for Open Scholarship Evolution (Transpose) oder bei Sherpa Romeo.

Einzelne Zeitschriften wie zum Beispiel eLife im Modell „Publish then review“ gehen auch den Weg, dass sie eine Vorabveröffentlichung explizit fordern. Viele Zeitschriften des Open-Access-Verlages Copernicus sowie die Plattform F1000Research verfolgen ähnliche Modelle. Auch hier sollte man sich im Vorfeld erkundigen, wie Ablauf und Bedingungen sind. Zudem bieten einige Verlage die Vorabveröffentlichung als Option für einen Teil ihrer Zeitschriften bei der Manuskripteinreichung und als zusätzlichen Service an. Beispiele sind Springer Nature mit „In Review“ oder Wiley mit „Under Review“.

Wann sollten Preprints veröffentlicht werden?

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung eines Manuskripts als Preprint ist abhängig von der Disziplin und auch von der Zielsetzung der Autor:innen. Einige Zeitschriften machen zudem Vorgaben dahingehend, ob ein Preprint zeitgleich mit oder erst nach der Einreichung gepostet werden darf. Hier sollte man sich entsprechend erkundigen.

Zu beachten ist dabei, dass Preprints als frühe Zugänglichmachung von wissenschaftlichen Ergebnissen und Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs wahrgenommen werden. Folglich sollten die Manuskripte Publikationsreife haben und hinsichtlich der guten wissenschaftlichen Praxis mit der gleichen Sorgfalt erstellt werden wie andere Publikationen. Zu beachten ist auch, dass bei der Einreichung bei einer Zeitschrift mit Double-Blind-Verfahren durch die Vorabveröffentlichung auf einem Preprint-Server die Anonymität von Autor:innen eventuell nicht mehr gewährleistet ist.

Preprint-Server

Während für die Zweitveröffentlichung von Postprints häufig institutionelle oder fachliche Repositorien zum Einsatz kommen, werden für die Publikation von Preprints sogenannte Preprint-Server immer beliebter. Diese haben oft einen fachlichen Fokus. Beispiele für Preprint-Server in den Lebens­wissen­schaften sind bioRxiv und medRxiv. Zudem gibt es auch Angebote von Verlagen und Einrichtungen zur Forschungsförderung. Eine Übersicht zu derzeit verfügbaren Plattformen findet sich in der „List of preprint servers“.

Es empfiehlt sich, sich vor der Einreichung mit den jeweiligen Bedingungen des Preprint-Servers insbesondere hinsichtlich Artikeltypen, die akzeptiert werden, sowie Hinweisen zur Aufbereitung des Manuskripts oder Lizenzierungsoptionen vertraut zu machen.
Zu beachten ist dabei, dass Preprints mittlerweile als frühe Zugänglichmachung von wissenschaftlichen Ergebnissen und Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs wahrgenommen werden. Folglich sollten die Manuskripte mit der gleichen Sorgfalt hinsichtlich der Guten wissenschaftliche Praxis erstellt werden wie andere Publikationen.

Die Vergabe des persistenten Identifikators DOI für Preprints ist mittlerweile möglich. Zur Steigerung der Transparenz sowie der Verbesserung der Auffindbarkeit der durch den Verlag veröffentlichten „Version of Record“ sollten Preprint und Verlagsversion gegenseitig aufeinander verlinken. Wer für das Setzen der Verlinkung verantwortlich ist – Preprint-Server, veröffentlichende Zeitschrift oder Autor:innen – sollte spätestens mit der Veröffentlichung der „Version of Record“ durch den Verlag geklärt werden.
Einzelne Preprint-Server ersetzen stattdessen die Preprint-Fassung durch die Verlagsfassung. Auch hier sollte man sich im Vorfeld erkundigen, wer dies in die Wege leitet und wie der entsprechende Workflow ist.

Preprint-Server erlauben teilweise eine Korrektur, Erweiterung bzw. Aktualisierung von Preprints, indem entweder die bestehende Version ersetzt oder eine neue Version generiert wird. Vorab sind also die entsprechenden Möglichkeiten beim Preprint-Server zu klären. Änderungen sollten gegebenenfalls über ein Kommentarfeld oder anfangs in der Datei selbst erläutert werden.

Die Zurücknahme und Löschung ist in der Regel nur für Publikationen vorgesehen, deren Inhalt eine Gefährdung darstellt. Allerdings bleiben die Metadaten zur Publikation in den meisten Fällen auch dann erhalten.

Zitieren von Preprints

Preprints haben formell den Status von Open Access Grün und Grauer Literatur – also solchen Publikationen, die nicht über den Buchhandel beziehbar sind. Autor:innen sollten sich daher vor einer Manuskripteinreichung bei einer Zeitschrift erkundigen, ob Preprints im Literaturverzeichnis zitiert werden dürfen. Ähnliches gilt für Antragsteller:innen, die sich um Forschungsgelder bemühen, oder Stellenbewerber:innen. Hier sollte vor der Abgabe geklärt werden, inwieweit Preprints als Publikation aufgeführt werden dürfen. Sollte das Zitieren oder das Aufführen im Literaturverzeichnis gestattet sein, müssen diese aber entsprechend als „Preprint“ oder „unbegutachtete Veröffentlichung“ gekennzeichnet werden.

Stehen mehrere Versionen einer Publikation zur Verfügung, sollte idealerweise die formal veröffentlichte Fassung, also die Version of Record des Verlages zitiert werden. Hintergrund ist, dass in Zitationsdatenbanken in der Regel nur Zitate hierauf erfasst werden. Daraus folgt, dass vor Einreichung eines Manuskripts oder der finalen Autor:innenfassung bei einem Verlag nach Überarbeitung geprüft werden sollte, ob eventuell zitierte Preprints mittlerweile in einer Zeitschrift erschienen sind. Vorab sollte natürlich sichergestellt werden, ob die Aussage, für die man die Publikation zitieren will, auch in der aktuellen Fassung vorhanden ist.

Auch in der eigenen Publikationsliste sollten mit Erscheinen der Version of Record die bibliographischen Angaben durch letztere ersetzt werden, um Doppelnennungen zu vermeiden.

Siehe auch

Zitieren im wissenschaftlichen Kontext: Was muss hier beachtet werden?

Mandate von Forschungsförderern

Da Preprints unter anderem in der COVID-19-Pandemie zu einer schnellen Verbreitung von Forschungsergebnissen geführt haben, werden Stimmen lauter, dass für geförderte Forschung eine Vorabveröffentlichung Pflicht werden sollte, insbesondere bei Ausbruch von Pandemien. Initiativen wie Plan U setzen sich beispielsweise für ein Preprint-Mandat ein. Der Wellcome Trust fordert die Preprint-Veröffentlichung im Falle eines Ausbruchs von Krankheiten. Bei geförderter Forschung sollte daher eruiert werden, inwieweit die mittelgebende Institution entsprechende Mandate eingeführt hat.

Bedenken gegenüber Preprint-Veröffentlichungen: fehlenden Qualitätssicherung und Ermöglichung von Ideenklau

Die Veröffentlichung von Preprints wird manchmal noch kritisch gesehen. Hauptgrund hierfür ist die fehlende Qualitätssicherung, weil die Preprints das Peer-Review-Verfahren noch nicht durchlaufen haben. Die Befürchtung ist hier, dass bei Anwendung von möglicherweise fehlerhaften Ergebnissen Schaden entsteht. Begegnet wird dem, indem Preprint-Server die Manuskripte erst nach einem Basis-Check freischalten, der mehrere Tage in Anspruch nehmen kann, um unwissenschaftliche Einreichungen oder solchen mit offensichtlichen methodischen Fehlern herauszufiltern. Des Weiteren werden Preprints mit dem Hinweis markiert, dass es sich um noch nicht geprüfte Ergebnisse handelt.
Bei einzelnen Preprint-Servern ist bei der ersten Einreichung auf dem Server zudem entweder der Empfehlung einer:s anderen Forschenden oder eine institutionelle E-Mail-Adresse erforderlich. Hiermit soll sichergestellt werden, dass nur wissenschaftliche Beiträge von Forschenden aus dem Feld eingereicht werden.

Des Weiteren werden häufig Bedenken dahingehend geäußert, dass durch die Veröffentlichung von Preprints anderen die Möglichkeit gegeben wird, sich die Forschungsidee und die -ergebnisse zu eigen zu machen. Generell ist hierzu zu sagen, dass gerade die Vorabveröffentlichung mittels Preprint eine Möglichkeit darstellt, eigene Forschungsideen und -ergebnisse frühzeitig öffentlich zu dokumentieren, zur Diskussion zu stellen und Feedback einzuholen. Eine Übernahme von Ergebnissen auch aus Preprints ohne entsprechende Zitierung stellt ein Plagiat und somit wissenschaftliches Fehlverhalten dar.

Siehe auch

Preprint- und Postprint-Version: Was ist damit gemeint?
Elektronische Zweitveröffentlichung: Worauf muss bei der Veröffentlichung in frei zugänglichen Repositorien (auch Dokumentserver oder Online-Archiv) oder auf Websites geachtet werden?
Zweitveröffentlichung: Wo findet man Vorabinformationen zu Zeitschriften unterschiedlicher Verlage?
Repositorium (Dokumentserver oder Online-Archiv): Welches Repositorium eignet sich für die Publikation?

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