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Zur Rolle von wissenschaftlichen Autor:innen: Was sollten Forschende darüber wissen?

Das Abfassen von wissenschaftlichen Publikationen und die damit verbundene Kommunikation der Forschungsergebnisse ist zentraler Bestandteil der Arbeit von Forschenden. Gerade in den Lebens­wissen­schaften sind Publikationen zentral für die wissenschaftliche Karriere.

Die Autor:innenschaft ist verknüpft mit urheberechtlichen Aspekten, hat aber auch Bezugspunkte zur guten wissenschaftlichen Praxis und der wissenschaftlichen Reputationsbildung. Nachfolgend soll auf die unterschiedlichen Aspekte eingegangen werden.

Urheberrechtliche Aspekte

Autor:innen sind Schöpfer:innen von wissenschaftlichen Werken und somit Urheber:innen. Das Urheberrechtsgesetz regelt unter anderem, wann eine Urheber:innenschaft vorliegt, welche Werke urheberrechtlich geschützt sind und welche Rechte sich hieraus ergeben – insbesondere Verwertungs- und Nutzungsrechte.

Ausführliche Informationen hierzu finden sich im FAQ: Urheberrecht und Wissenschaft: Was muss ich als Autor:in wissen?

Mitautor:innenschaft

Gerade in den Lebenswissenschaften ist es üblich, dass mehrere Autor:innen gemeinsam ein Manuskript verfassen. Laut § 8 Urheberrechtsgesetz übernehmen alle Ko-Autor:innen gemeinsam die Verantwortung für eine Publikation und entscheiden zusammen über die Publikationswürdigkeit und den Publikationsort. Einzelne Mitautor:innen dürfen nicht grundlos eine Publikation verhindern.

Welche Beiträge rechtfertigen eine Autor:innenschaft?

Laut den „Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ist eine Autor:innenschaft dann gerechtfertigt, wenn ein genuiner, nachvollziehbarer Beitrag zum Manuskript geleistet wurde, wobei es abhängig vom Fachgebiet ist, was als solcher angesehen wird (Leitlinie 14). Als Beispiele nennt der DFG-Kodex:

  • Entwicklung und Konzeption des Forschungsvorhabens,
  • Erhebung, Generierung und Bereitstellung von Daten, Software oder Quellen,
  • Analyse, Auswertung und Interpretation von Daten oder Quellen sowie Formulierung von Schlussfolgerungen,
  • Abfassen des Manuskripts.

Das International Committee of Medical Journal Editors (ICMJE) setzt für eine Autor:innenschaft engere Maßstäbe; hier müssen Forschende an allen vier Aufgaben beteiligt sein:

  • Konzeption und Durchführung des Forschungsvorhabens oder Durchführung der Datenerhebung, -beschaffung, -analyse oder -interpretation,
  • Erstellung des Manuskriptentwurfs oder dessen inhaltliche Überarbeitung,
  • finale Abnahme der Publikation,
  • Übernahme der Verantwortung hinsichtlich der Richtigkeit und Integrität.

Werden nicht alle vier Kriterien erfüllt, sollen die Beitragenden in den Acknowledgements erwähnt werden (siehe unten), idealerweise mit der Nennung des Beitrags, den sie geleistet haben. Personen, die an der Konzeption und Durchführung des Forschungsvorhabens oder der Datenerhebung, -beschaffung, -analyse oder -interpretation beteiligt waren, soll die Möglichkeit gegeben werden, sich auch an den übrigen Aufgaben zu beteiligen, die zu einer Autor:innenschaft berechtigen.

Eine Liste mit Zeitschriften, die die ICMJE-Empfehlungen umsetzen, findet sich auf der Webseite des Komitees.

Das Aufführen von Autor:innen, die keinen Beitrag zu einer Publikation geleistet haben, kann als Verstoß gegen die gute wissenschaftliche Praxis gewertet werden. Der DFG-Kodex schließt insbesondere Ehrenautor:innenschaft aus sowie Autor:innenschaft, die sich allein auf eine Leitungs- oder Vorgesetztenfunktion gründet.

Das Weglassen von Autor:innen, die einen entsprechenden Beitrag geleistet haben, gilt ebenso als wissenschaftliches Fehlverhalten.

Weitere Informationen finden sich im FAQ: Gute wissenschaftliche Praxis, wissenschaftliches Fehlverhalten und wissenschaftliche Integrität: Was hat es damit auf sich?

Einreichende:r Autor:in – Corresponding Author

Corresponding Authors sind diejenigen Autor:innen, die die Einreichung bei einer Zeitschrift und die Kommunikation mit den Herausgebenden während des Peer-Review-Prozesses übernehmen. Zudem stehen sie als Ansprechpersonen bei Rückfragen durch Lesende zur Verfügung. Bei mehreren Autor:innen bestimmen die Ko-Autor:innen gemeinsam eine:n Corresponding Author.

Autor:innenreihung

Die Reihenfolge von Autor:innen kann eine Aussagekraft bezüglich des Beitrags zu einer Publikation haben. Dies kann allerdings abhängig sein von Land, Gepflogenheiten innerhalb einer wissenschaftlichen Community und Vorgaben von Fachgesellschaften oder der wissenschaftlichen Zeitschrift, in der eine Arbeit publiziert werden soll.
Die einfachste Form der Autor:innenreihung ist die Sortierung der Nachnamen nach Alphabet, welche natürlich keinen Rückschluss auf den Beitrag zulässt. Positionen, denen eine Bedeutung zukommen kann, sind: Erstautor:in oder letzte:r Autor:in, wobei Erstautor:innen die Hauptarbeit übernommen haben können; letze:r Autor:in kann bedeuten, dass die Person verantwortlich für die Projektfinanzierung ist.
Unabhängig von der Autor:innenreihung ist die Benennung der:des Corresponding Author (siehe oben). Die Autor:innenreihung wird zwischen den Mitautor:innen verhandelt. Es empfiehlt sich, vorher zu recherchieren, ob es Vorgaben seitens der Zeitschrift oder communityspezifische Gepflogenheiten gibt.

Einheitliche Kennzeichnung der Beiträge zu einer Publikation: Contributor Role Taxonomy (CRediT)

Während die Autor:innenreihung Raum für Interpretationen lässt, wer welchen Beitrag zu einer Publikation geleistet hat, bietet die Contributor Role Taxonomy (CRediT) die Möglichkeit, entsprechende Leistungen einheitlich zu benennen. Die Taxonomie listet derzeit 14 Rollen mit entsprechenden Definitionen auf. Diese reichen von der Mitarbeit bei der Konzeptionierung der Forschungsarbeit bis zu unterschiedlichen Rollen bei der Manuskripterstellung. Ein Vorteil der Taxonomie insbesondere für Autor:innen ist ihr Potenzial, Konflikte zu reduzieren und auch Beiträge außerhalb der Manuskripterstellung sichtbar zu machen. Mehrfachzuweisungen – sowohl von mehreren Namen zu einer Rolle als auch von unterschiedlichen Rollen zu einem Namen – sind möglich.
Neben den Autor:innen haben auch andere Akteure:innen im Wissenschaftsbetrieb, wie zum Beispiel Forschungsförderungseinrichtungen sowie Forschungsinstitutionen, ein Interesse an mehr Transparenz und Sichtbarkeit. Zudem kann die Taxonomie auch die gute wissenschaftliche Praxis fördern, indem sie dazu auffordert, alle berechtigten Beitragenden zu nennen und die Nennung von Autor:innen ohne Beitrag zu unterlassen.
Viele Zeitschriften fordern bereits einen entsprechenden Abschnitt im Manuskript, der die Beiträge der einzelnen Autor:innen deklariert. Die in der Navigation rechts verlinkte Informationsseite zu CRediT listet unter anderem Verlage auf, die die Taxonomie implementiert haben.

Autor:innenschaft vs. Acknowledgment

Das Aufführen von Autor:innen, die keinen maßgeblichen Beitrag zur Forschungsarbeit oder zum Abfassen des Manuskripts geleistet haben, gilt als Verstoß gegen die gute wissenschaftliche Praxis. Dennoch ist es in manchen Kontexten angemessen, Ideengeber:innen, Hilfskräfte, Kommentierende, Fördernde oder Gutachter:innen etc. zu würdigen. Dies erfolgt häufig durch die Nennung in den Acknowledgements. Welche Leistungen genau in den Acknowledgements erwähnt werden sollen, regeln oft auch die Vorgaben der Zeitschriften.

Eindeutige Zuweisung von Publikationen zu einer Person über persistente Identifikatoren oder Autor:innen-ID

Persistente Identifikatoren wie die Open Researcher & Contributer ID (ORCID) oder von Datenbanken vergebene Autor:innen-IDs erlauben die Zuordnung von Publikationen zu konkreten Personen. Durch die Vergabe einer einmaligen Nummer können so auch Publikationen von namensgleichen Autor:innen korrekt zugeordnet werden. Gleiches gilt nach einem Namenswechsel: Auch hier ist die Zuordnung von Publikationen zu einer Person unproblematisch, auch wenn der Autor:innenname auf der Publikation jeweils unterschiedlich lautet.

International scheint sich der persistente Identifier ORCID derzeit durchzusetzen. Viele Zeitschriften- oder Konferenzbetreibende empfehlen oder fordern bereits die Angabe einer ORCID mit der Einreichung. Eine ORCID-ID erhält man mit einer entsprechenden kostenlosen Registrierung bei ORCID, Inc.

Fachübergreifende Datenbanken wie Web of Science und Scopus vergeben sogenannte Autor:innen-IDs – ResearcherID (Web of Science) bzw. Scopus Author ID. Diese werden teilweise bei der Einreichung von Manuskripten bei Zeitschriften ebenfalls abgefragt und können – soweit vorhanden oder bekannt – zusätzlich zur ORCID angegeben werden.

Weitere Systeme, wie beispielsweise die in der bibliothekarischen Praxis verbreitete Gemeinsame Normdatei (GND), kommen ebenfalls zum Einsatz.

Siehe auch

DOI, ORCID und ROR: Wozu sind persistente Identifikatoren nützlich?

Vergütung der Autor:innenschaft

In den Lebenswissenschaften ist es eher unüblich, dass Autor:innen für das Abfassen von wissenschaftlichen (Zeitschriften-)Publikationen ein Honorar erhalten. Bei wissenschaftlichen Büchern werden Autor:innen von den Verlagen gelegentlich an den Einnahmen beteiligt, allerdings meist auch erst dann, wenn sich die Publikationskosten amortisiert haben. Eine mögliche Vergütung ist Gegenstand des Autor:innenvertrags.

Autor:innen haben allerdings die Möglichkeit, einen Wahrnehmungsvertrag mit der Verwertungsgesellschaft VG Wort abzuschließen, ihre wissenschaftlichen Publikationen dort zu melden und an den Ausschüttungen beteiligt zu werden. Eine Meldung ist für elektronische und gedruckte Publikationen möglich. Bei den Zahlungen der VG Wort handelt es sich allerdings nicht um ein Honorar, sondern um eine Art Ausgleichszahlung für entgangene Einnahmen für die durch das Urheberrechtsgesetz gedeckten Vervielfältigungen. Weitere Informationen finden sich auf den Webseiten der VG Wort.

Weitere Informationen

Informationen dazu, welche Maßstäbe eine Zeitschrift oder ein Verlag für die Zuweisung von Autor:innenschaft zugrundelegt, ob und wie Beiträge von Ko-Autor:innen zu kennzeichnen sind oder in welcher Reihenfolge die Namen genannt werden sollen sowie weitere Informationen finden sich auf den Websites der jeweiligen Zeitschriften und Verlage. Die entsprechenden Seiten sind meist mit „Informationen für Autor:innen“ oder vergleichbar betitelt. Es empfiehlt sich, diese frühzeitig vor einer Einreichung zu sichten, um das Manuskript entsprechend vorbereiten und eventuell notwendige Absprachen zwischen Ko-Autor:innen treffen zu können.

Disclaimer

Bitte beachten Sie: Unser Service kann keine verbindliche Rechtsberatung anbieten, sondern stellt Informationen zur ersten Orientierung bereit. ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften hat die Angaben auf den folgenden Seiten sorgfältig geprüft, übernimmt aber für mögliche Fehler keine Haftung. Soweit nicht anders angegeben, beziehen sich Ausführungen zu einzelnen Rechtsnormen auf deutsches Recht (Stand FAQ 07/2022).

Kontakt

Jasmin Schmitz,

Dr. Jasmin Schmitz

Tel: +49 (0)221 478-32795
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Quellenangaben

Gesetz über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte vom 9. September 1965, zuletzt geändert am 23. Juni 2021 (BGBl. I S. 1858), Bundesministerium für Justiz. (abgerufen am 29.11.2022)

Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis: Kodex vom September 2019, korrigierte Version 1.1, Deutsche Forschungsgemeinschaft e.V.

International Committee of Medical Journal Editors (2022). Defining the Role of Authors and Contributors. ICMJE. (abgerufen am 29.11.2022)

CRediT – Contributor Roles Taxonomy, CRediT. (abgerufen am 29.11.2022)

Weiterführende Links

Journals stating that they follow the ICMJE Recommendations
Elsevier: What is the Scopus Author Identifier?
Wissenschaftliche Publikationen
ORCID for Researchers
Web of Science ResearcherID